Krankheit als Wegweiser.
Welchen Sinn hat es, dass wir krank werden? Wieso hat die moderne Wissenschaft nicht schon lange den Stein der Weisen gefunden, der uns gesund bleiben und uralt werden lässt? Diese Frage kann meiner Meinung nach nur beantwortet werden, wenn wir die Sichtweise auf den Sinn unserer Existenz auf der Erde ausdehnen und uns auch fragen: Was tun wir da eigentlich? Zu dieser Frage gibt es unterschiedliche Sichtweisen, religiöse Zugänge und Annahmen. Ich beschreibe hier meine eigene Vermutung in kurzen Worten:
Wir leben auf der Erde, um uns weiter zu entwickeln. Wir sollen lernen, wie unser Geist die Materie beherrschen kann, wie wir mit fremden, vielfach negativen Einflüssen umgehen können, wie wir als Selbst erhalten bleiben, ohne im großen Ganzen unterzugehen und ohne unser „Ich-Ego“ dabei zu sehr zu zementieren. Wir sollen unser Instrument den Verstand nicht zu sehr gebrauchen, sondern auch den Weg zu unserem Herzen finden und die Stimme des Herzens nicht überhören. Und wenn wir die Stimme des Herzens hören, werden wir irgendwann im Laufe unseres Lebens vielleicht die Bewusstheit erlangen, dass wir Gott in uns über den Weg durch unser Herz finden können, und dass wir gar nicht so weit von ihm entfernt sind wie wir glauben.
Die Realität auf unserem Lebensweg sieht dann meist so aus: Als Baby kommen wir mit allen Gaben und Fähigkeiten, die für einen erfolgreichen Lebensweg in materieller und spiritueller Hinsicht notwendig sind, auf die Welt. Wir sind „eins“ mit dem göttlichen Bewusstsein, voller Vertrauen und Glück. Dann beginnen wir unseren Weg durch das Leben und werden ziemlich schnell durch unser engstes Umfeld, unsere Eltern geprägt. Diese tun ihr Bestes, uns zu erziehen, können uns aber nur das beibringen, was sie selbst lernen durften. Vieles, was uns später zu glücklichen Menschen machen könnte, durften aber schon unsere Eltern nicht lernen und so bleibt auch auf unserer emotionalen Landkarte hier ein weißer Fleck.
Was ist das nun, das viele von uns nicht lernen durften? Sich selbst zu lieben! Warum haben wir das nicht lernen können? Vielleicht weil wir nur für Leistungen gelobt und geliebt wurden? Weil die Liebe, die wir kennen gelernt haben, nicht bedingungslos war, sondern geknüpft war an die Bedingung, „brav zu sein“, weil Teile unserer Persönlichkeit unseren Eltern als Spiegel ihrer selbst unwillkommen waren und abgelehnt wurden? Es gibt dafür viele Möglichkeiten. Jeder Mensch muss für sich seine eigene Realität und Wahrheit finden. Und hier kommen wir zum Sinn der Krankheit! Die eigene Realität und Wahrheit liegt in einem oft sehr vernebelten Tal im tiefsten Inneren der Seele vergraben. Man benötigt für den Weg dorthin so etwas wie eine Schatzkarte. Die Schatzkarte – im übertragenen Sinne zu verstehen – sind die körperlichen Symptome. Diesen zu folgen und sie zu verstehen wäre also der Weg zum Seelenheil, das da wäre Glück und Erfüllung im Leben.
Was leicht gesagt ist, ist schwer umzusetzen. Es reicht in den meisten Fällen nicht, in einem Buch nachzulesen, aus welchen Krankheitssymptomen was herauszulesen ist, sondern es muss auch ein inneres Verstehen stattfinden. Dieses innere Verstehen ist ein halb bewusster, halb unbewußter Vorgang, dem nicht zwangsweise die Fähigkeit folgt, es in Worten ausdrücken zu können, was genau man eigentlich in sich aufgelöst hat.